Die Schlüsselkonzepte des Denkens
Psychologin stellt wichtige Denk- und Entscheidungsmodelle vor und ermuntert zum Blick über den Tellerrand
Heidelberg, 03. Dezember 2014
Nachdem die emeritierte Professorin Denise Dellarosa Cummins zwei Jahrzehnte lang kluge und wissbegierige Universitätsstudenten unterrichtet hatte, kam sie zu einem erschreckenden Befund:
Die Studenten verfügen zwar über ein immenses Wissen in ihrem eigenen Fachgebiet, die Entscheidungs- und Denkmodelle anderer Fachbereiche sind ihnen jedoch häufig nicht vertraut. „Nach dem Studium starten diese klugen und gut ausgebildeten Menschen eine Karriere als politische Entscheidungsträger, Schriftsteller, Wissenschaftler, Juristen oder Lehrer. Dabei wurschteln sie sich mit tiefen Wissenslöchern durch, wo eigentlich elementare Grundkenntnisse über andere Wissensbereiche vorhanden sein sollten“, so Cummins. In dem eben bei Springer Spektrum erschienenen Sachbuch Gutes Denken liefert sie einen Überblick über die wesentlichen Aspekte menschlicher Denkprozesse – quer durch alle Disziplinen – und stellt sieben wichtige Denk- und Entscheidungsstrategien vor.
Bei ihrer Entscheidungsfindung folgen Menschen normalerweise einigen wichtigen Konzepten und nutzen bei der Beurteilung von Sachverhalten spezifische Analysetechniken und Denkmethoden. Diese unterscheiden sich in den verschiedenen Fachgebieten. „So wissen Studenten der naturwissenschaftlichen Studiengänge alles über Hypothesentests, haben aber nicht die geringste Ahnung von Moraltheorie. Studenten der Philosophie und Rechtswissenschaften wissen alles über Beweisführung, haben aber nicht die geringste Ahnung von wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden. Und wer nicht gerade Psychologie studiert, weiß praktisch nichts darüber, wie die komplexen Verschaltungen der Nervenzellen in unserem Gehirn unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen“, sagt Cummins.
Cummins beschreibt verschiedene Modelle, die jeder Entscheidung zugrunde liegen, die wir in unserem Alltag, in der Rechtsprechung, in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft treffen. Wählt man beispielsweise die Handlungsalternative aus, die unsere gewünschten Ziele bestmöglich realisiert, so entscheidet man auf rationaler Basis. Eine weitere Variante ist die moralische Urteilsbildung, bei der zwischen ‚richtig‘ und ‚falsch‘ entschieden wird. Wissenschaftler hingegen entscheiden häufig auf der Basis von Hypothesentests oder kausalen Zusammenhängen. Andere Entscheidungen basieren auf Analogieschlüssen, auf Problemlösungsstrategien oder auf der Suche nach Wahrheit durch schlüssige Argumentation. Auch existiert die Möglichkeit, dass der Einzelne gar nicht allein entscheiden kann, sondern auch die Wünsche von Anderen berücksichtigen muss.
Cummins‘ Anliegen ist es, nicht nur die Modelle in einfachen und verständlichen Worten darzulegen, sondern auch die neuesten Forschungsbereiche der Neuro- und Kognitionswissenschaften ausführlich zu beschreiben, die für die einzelnen Denkmodelle relevant sind. Damit erhält der Leser das Rüstzeug, um für sich selbst die besten Entscheidungen zu treffen.
Denise Dellarosa Cummins ist emeritierte Professorin für Psychologie und Philosophie an der University of Illinois in Urbana-Champaign. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Denken und Entscheidungsfindung unter evolutionären, vergleichenden und entwicklungspsychologischen Aspekten. Sie hat zahlreiche Fachartikel und ein populärwissenschaftliches Buch (The Other Side of Psychology) verfasst, ist Mitherausgeberin eines zweibändigen Werkes zur Kognitionswissenschaft und führt den Blog 'Good Thinking' auf Psychology Today. Cummins hat an der Yale University, der University of California und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin geforscht und gelehrt.
Denise D. Cummins
Gutes Denken
2015, VII, 350 S., 19 Abb.
Hardcover € 19,99 (D) | € 20,55 (A) | sFr 25.00 (CH)
ISBN 978-3-642-41809-0
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