Wissenschaft und Gottesglauben
Wie Naturwissenschaften und Religion zueinander passen können - aus der Sicht eines Physikers
Heidelberg, 22. Januar 2015
Für viele Menschen stehen die Naturwissenschaften im Widerspruch zum Glauben an Gott. Dass dem nicht so sein muss, zeigt der Physiker Reiner Kümmel mit seinem Springer Spektrum-Buch Die Vierte Dimension der Schöpfung. Zuerst nimmt der Autor den Leser mit auf eine romanhaft geschriebene Zeitreise durch die Evolution der Welt und der menschlichen Zivilisation, vom Urknall über den Aufstieg des Lebens bis zur Bändigung des Feuers und der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht. Die Reise endet bei den gegenwärtigen Problemen industrieller Entwicklung. Dann beleuchtet der Autor unterschiedliche Gotteserfahrungen seit dem Ende des Mittelalters und, ihnen gegenübergestellt, die Erfahrungen, auf denen das Weltbild der Physik beruht. Abschließend diskutiert er Gründe für den Glauben an Gott.
Seine Zeitreise verpackt der Autor in einen Frage-Antwort-Dialog zwischen Walther von der Vogelweide und einem seiner beunruhigten Nachkommen im 21. Jahrhundert, die sich Schritt für Schritt in der Erdgeschichte fortbewegen. So erlebt der Leser Geschichte nicht als etwas Vergangenes, sondern steht mitten im Geschehen – sei es im Zentrum der Sonne, in einer Algenzelle, in einer Höhle von Urmenschen oder auf einem Markt im antiken Babylon, in den Bauernkriegen des Mittelalters und schließlich in der modernen Industriegesellschaft Deutschlands. Anhand der Geschichte werden auch technische, soziale und spirituelle Herausforderungen für die heutige Welt aufgezeigt.
Das zweite Kapitel fasst zunächst kurz die Entstehung und Struktur des Alten und Neuen Testaments zusammen und kommentiert zentrale Glaubensaussagen der Bibel aus persönlicher Sicht bevor es Heilige verschiedener Länder Europas vorstellt. Kümmel reflektiert Gotteserfahrungen beispielsweise von Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer und Zeitgenossen wie Hape Kerkeling, der seine Erlebnisse in seinem Buch Ich bin dann mal weg beschrieben hat. Anschließend setzt er sich mit Wissenschaftlern auseinander, die den Glauben an Gott kritisieren.
Zur Rolle der Physik sagt Kümmel: „Die Physik kann und will keine Antworten auf die Fragen nach Sinn und Ziel des Lebens geben, doch sie sieht die Tiefe und Weite der Welt im Zusammenfall der Gegensätze.“ Dies veranschaulicht er anhand der Erklärung verschiedener physikalischer Phänomene und wissenschaftlicher Methoden. So erfährt der Leser mehr über Schwarze Löcher und virtuelle Teilchen, über Heisenbergs Unschärferelation und Schrödingers Katze und über die Zeit, die, untrennbar verbunden mit dem Raum, für uns Menschen verfließt, weil in jedem Geschehen Entropie produziert wird, das physikalische Maß für Unordnung,.
Welche Rollen Wissenschaft und Religion im 21. Jahrhundert spielen, macht Kümmel daran deutlich, dass seiner Ansicht nach hinsichtlich unserer Energiequellen und -techniken wichtige Entscheidungen anstehen. Diese sind nicht rein rationaler, sondern auch immer ein Stück weit persönlicher Natur, weil sie von jedem Einzelnen Verhaltensänderungen fordern. Wichtig ist dabei der Geist, der diesen Prozess prägen wird, und unser Verhältnis zu Religion beeinflusst diese geistige Haltung entscheidend. Somit kommt er zu dem Schluss, dass Wissenschaft und christlicher Glauben einander ergänzen: „Keine rationalen und schon gar keine naturwissenschaftlichen Gründe sprechen dagegen, sich auf das Evangelium einzulassen.“
Reiner Kümmel übernahm 1974 in Würzburg eine Professur für Theoretische Physik, welche auch von zahlreichen Forschungs- und Gastdozentenaufenthalten im Ausland geprägt war. Mit seinem Buch schlägt er nun eine Brücke zur Theologie.
Reiner Kümmel
Die Vierte Dimension der Schöpfung
2015, XV, 234 S., 2 Abb.
Hardcover € 24,99 (D) | € 25,69 (A) | sFr 31.50 (CH)
ISBN 978-3-642-55349-3
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