Ich habe keine Vorurteile! – Oder doch?
Sachbuch erklärt psychologische Prozesse, die Stereotypen zugrunde liegen | Denkanreize zum Abbau von Diskriminierung | Mit vielen Alltagsbeispielen
Heidelberg, 07. November 2022
Wer Vorurteile hat – so die verbreitete Meinung – ist rassistisch, sexistisch, homophob, behindertenfeindlich oder rechts. Menschen mit einer solchen ‚intoleranten Persönlichkeit‘ – auch das nehmen viele an – sind intellektuell begrenzt, fies und empathielos. Aber vielleicht ist diese Sichtweise zu einfach? In ihrem bei Springer erschienenen Sachbuch Vorurteile haben immer nur die anderen geht die Sozialpsychologin Juliane Degner den psychologischen Prozessen und Mechanismen, die hinter Stereotypen und Vorurteilen stecken, genauer auf den Grund.
Die Expertin auf dem Gebiet der sozialen Kognitionsforschung beschäftigt sich mit breit geteilten Alltagsannahmen zum Thema Vorurteile und diskutiert, ob Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung diese bestätigen, erweitern oder widerlegen. Solche Alltagsannahmen sind zum Beispiel:
- Vorurteile beziehen sich ausschließlich auf abwertende oder feindselige Einstellungen gegenüber Mitgliedern von Minderheiten.
- Vorurteile sind falsch und irrational und können durch Argumente widerlegt und abgeschafft werden.
- Bestimmte Menschen neigen wegen ihrer Persönlichkeit zu Vorurteilen und diskriminierendem Verhalten. Solche Menschen sind fies und / oder dumm.
Dabei wird schnell deutlich, dass ein Großteil der Annahmen untauglich, irrig oder zumindest zu vereinfachend sind. „Auch schlaue, nette und empathische Menschen haben Vorurteile und Stereotype und zeigen diskriminierendes Verhalten. Und wer rassistisch handelt, ist nicht automatisch ein Rassist“, erklärt die Sozialpsychologin.
Denn Schubladendenken ermögliche es dem Menschen, in seiner komplexen sozialen Umwelt effizient zu funktionieren. Es sei also unrealistisch, das eigene Denken für unvoreingenommen zu halten. Die Autorin erklärt anhand aktueller Forschungsergebnisse aus der Sozialpsychologie, wie Vorurteile zustande kommen und zeigt, wie leicht diese unser Denken und Handeln beeinflussen – auch dann, wenn wir uns selbst für tolerant halten. Ihr Sachbuch regt nicht nur zur Selbsteinsicht an – es bietet ebenso Einsicht in die psychologischen Prozesse, die Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung erklären. Aufbauend darauf liefert es Denkanreize, wie Diskriminierung abgebaut und Chancengleichheit erreicht werden kann.
Juliane Degner ist Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg. Sie forscht vor allem zu automatischen Prozessen der sozialen Wahrnehmung und Eindrucksbildung und welchen Einfluss soziale Kategorisierungsprozesse, Stereotype und Vorurteile darauf haben.
Juliane Degner
Vorurteile haben immer nur die anderen
2022, 277 S.
Softcover € 22,99 (D) | € 23,63 (A) | sFr 25.50 (CH)
ISBN 978-3-662-60571-4
Auch als eBook verfügbar
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