Tabu Täterin: über die dunkle Seite der weiblichen Seele

Sachbuch über Gewalt- und Sexualdelikte von Frauen | Fundierte Analysen einer erfahrenen Gerichtspsychiaterin und packende Reise in ein gesellschaftliches Stereotyp

Heidelberg, 09. Februar 2021 

Gelangen Berichte über Gewalt- oder Sexualdelikte an die Öffentlichkeit, gehen die Menschen mehrheitlich davon aus, dass das Opfer eine Frau sein muss und der Täter ein Mann. Warum hat sich die Vorstellung, es gäbe keine Frauen, die Gewalt- oder Sexualdelikte verüben, so sehr in der Gesellschaft verankert? Wird einfach gedacht, dass Frauen nicht zu „Bösem“ fähig sein können? 
Eine irrige Annahme, wie die Psychiaterin und Strafgerichtsgutachterin Sigrun Roßmanith weiß. Bereits seit Jahrzehnten befasst sie sich mit diesem Tabu-Thema. Auslöser dafür war einst der Fall einer Mutter, die sich – mit ihrem Partner – an dem gemeinsamen kleinen Kind vergangen hatte. Wiederholt bekam die Expertin in der Folge tiefe Einblicke in das Seelenleben von Frauen, die zum Teil unfassbar grausame Verbrechen begangen hatten. 

In ihrer langjährigen Arbeit kommt die Expertin zum Schluss: Frauen, die gewalttätig sind, missbrauchen, vergewaltigen, stalken. Dabei handelt es sich um Auftragskillerinnen, Terroristinnen, Serienmörderinnen, die in ihrem engsten Umfeld töten. Es gibt sie und nicht einmal ganz selten. Doch oft werden diese Taten erst spät – und manchmal sogar niemals ganz – aufgedeckt. Warum schaffen es Frauen, ihr zerstörendes Ich so gut zu verschleiern? 
Roßmanith gibt in ihrem neuen Buch Täterin Antworten auf diese Frage. Sie beleuchtet die geschichtlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Hintergründe des Tabus ‚Frau als Täterin‘. Und sie gibt anhand eigener Analysen tiefe Einblicke in feminine Destruktivität, indem sie die Auslöser und Motive von Täterinnen erklärt und diese in einen forensisch-psychiatrischen Kontext setzt. Wichtig ist ihr, absolut wertfrei zu sein, nicht zu richten und nicht zu beschönigen.

„Ich wollte mit meinem Buch Licht in das Dunkel eines gesellschaftlichen Stereotyps bringen,“ sagt Autorin Roßmanith, „denn es ist an der Zeit, dass Frauen sich mit Straftaten des eigenen Geschlechts auseinandersetzen. Nicht, um das weibliche Geschlecht zu diskriminieren, zu verraten oder schlecht zu machen. Es geht nicht darum, die Täterinnen an den Pranger zu stellen; es braucht vielmehr endlich einen vorurteilsfreien Einblick in das Thema."

Fakt ist außerdem: Bislang gibt es erst wenig wissenschaftliche Literatur zur weiblichen Gewalt und noch weniger zur weiblichen Sexualdelinquenz. Zudem herrsche die Meinung vor, „dass Frauen nicht aus eigenem Antrieb gewalttätig, sondern durch die männliche Ordnung dazu funktionalisiert würden.“ Dies anzweifelnd, setzt sich Roßmanith als Mutter und Psychiaterin unter anderem auch mit dem Gute-Mutter-Stereotyp auseinander, das Müttern einen Glorienschein verleiht und ihre dunklen Seite ausklammert. 
Als einen weiteren Grund für ihr neues Buch nennt die anerkannte Gerichtsgutachterin den Umstand, dass es bislang noch kaum verlässliche Tools zur Erstellung der Kriminalprognose von Gewalt- und Sexualstraftäterinnen gibt. Die derzeit angewandten Prognoseinstrumente seien nämlich bloß auf männliche Täter ausgerichtet, „weswegen geschlechtsspezifische Vergleichswerte fehlen.“ 
Ihr Fazit daher: „Männer als Gewaltopfer von Frauen erfahren ebenso wenig Aufmerksamkeit wie Frauen als Gewalt- und Sexualstraftäterinnen. Damit wird gezielte Therapie schwierig. Und das sollte sich endlich ändern.“ 

Dr. med. Sigrun Roßmanith, Studium der Psychologie, Soziologie und Humanmedizin, ist seit 42 Jahren als Psychiaterin und Psychotherapeutin tätig und seit fast 25 Jahren Strafgerichtsgutachterin mit dem Schwerpunkt Gewalt- und Sexualdelikte. Sie ist verheiratet und selbst Mutter von drei erwachsenen Kindern. 

Sigrun Roßmanith
Täterin
Gewalt und Sexualstraftaten von Frauen
2020, 267 S., 1 Abb. in Farbe
Softcover € 19,99 (D) | € 20,55 (A) | sFr 22.50 (CH)
ISBN 978-3-662-62277-3 
Auch als eBook verfügbar