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Deutschland im Rückwärtsgang

Neue Studie belegt: Deutsche halten sich für veränderungskompetent, haben aber gleichzeitig Angst vor der Zukunft | Buchpräsentation am 18. April 2018 im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Berlin | Wiesbaden, 10. April 2018

Book cover: Die ultimative Herausforderung – über die Veränderungsfähigkeit der Deutschen„Wir schaffen das“ – diese drei Worte von Angela Merkel prägten 2015 die Flüchtlingsdiskussion und spalteten danach das Land. Nach Meinung von Thomas Druyen bringt dieser Satz die Unvereinbarkeit unseres Zeitgeistes genauso auf den Punkt wie das Ergebnis der Bundestagswahl 2017 und die verspätete Regierungsbildung: „Die Wahrheit ist: wenn die Deutschen wissen, was sie wollen, schaffen sie das. Aber die Krux der Stunde ist: Wir wissen nicht so richtig, was wir wollen – nur, was wir nicht wollen, wissen wir ganz genau.“ Der Soziologe hat mit seinem Team vom Institut für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement die sich radikal wandelnde Wirklichkeit unter die Lupe genommen und die Frage gestellt: wie können die Deutschen in Zeiten rasanter Umbrüche mit Veränderung umgehen? Die Ergebnisse sind im Springer VS-Buch Die ultimative Herausforderung – über die Veränderungsfähigkeit der Deutschen veröffentlicht und legen den Finger in die Wunde: wir sind von Widersprüchen überwältigt. Am 18. April 2018 ab 19:00 Uhr stellt Thomas Druyen die Studie im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gemeinsam mit WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger und Kabarettist Dieter Nuhr öffentlich vor.

Statt nach alltagstauglichen und zukunftsweisenden Lösungen suchen immer mehr Menschen die schnelle Entlastung. Verdrängung, Bequemlichkeit und die populistische Suche nach Sündenböcken sind in Mode. „Alles wird gut, denkt man nur im Rückblick – wenn man aber nach vorne schaut, kriegt man kalte Füße“, fasst Thomas Druyen das zentrale Ergebnis der Studie zusammen. So hielten sich 85% der Deutschen für veränderungskompetent, verdrängten aber gleichzeitig zu 80% den Blick in die Zukunft. „Wir sind Weltmeister in puncto Beharrlichkeit, aber die Angst vor der Zukunft macht uns extrem nervös“, beschreibt der Herausgeber die paradoxe Gemütslage der Deutschen. Diese Haltung sei gerade in Zeiten radikaler Umbrüche wie Digitalisierung, Globalisierung und demografischer Wandel eine existentielle Bedrohung. Die Studie von Druyen und seinem Team öffnet nicht nur die Augen über die Widersprüche in der Veränderungskompetenz, sondern bietet auch Anknüpfungspunkte und Hinweise für eine neue Zukunftsnavigation. Es geht um die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringende Frage: Was wollen die Deutschen, und wie können sie das schaffen?

Mit 30 qualitativen Einzelinterviews und einer anschließenden quantitativ ausgerichteten repräsentativen Querschnittstudie mit 1950 Befragten erkundet das Team von Druyen die Fragen: Wie haben die Teilnehmenden zentrale Veränderungen in ihrem Leben erlebt und bewältigt? Welche Kompetenzen haben sie dafür benötigt und eingesetzt? Wie kann Veränderung erfolgreich gelebt und umgesetzt werden? Eine Auswahl der Ergebnisse: In Krisen können Menschen über sich selbst hinauswachsen, im Alltag kleben sie an Gewohnheiten. Wir nehmen uns alles Mögliche vor, und setzen nur einen Bruchteil davon um. Weltweit betrachtet leben die Deutschen im Schlaraffenland, und sehen offenbar gerade deshalb der Zukunft mit Angst entgegen.

„Wir lieben die Sicherheit, aber die finden wir ab jetzt nur in der Veränderungsbereitschaft“, so Druyens Blick in die Zukunft. Veränderung, die immer nur von außen komme und ständige Anpassung verlange, mache müde und krank. „Uns selber auszuprobieren und weiterzuentwickeln aber macht wach“, meint der Herausgeber und fordert mehr selbstgesteuerte gesunde Veränderung. Dafür sei es unabdingbar, sich mit dem Ablauf von Veränderungsprozessen zu beschäftigen, um aus erprobten Strategien und Mustern zu lernen. Dem Verständnis der dafür nötigen Kompetenzen widmen sich Studie und Buch.

Professor Dr. Thomas Druyen ist Leiter des Institutes für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement sowie des Institutes für vergleichende Vermögenskultur und Vermögenspsychologie an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien.

Zu Die ultimative Herausforderung – über die Veränderungsfähigkeit der Deutschen findet folgende Veranstaltung statt:
Alles bleibt anders. Wie veränderungsfähig sind die Deutschen?
Mittwoch, 18. April 2018, 19:00 Uhr
im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, Raum A 300
Anmeldung unter friederike.theilen-kosch@wzb.eu 

Thomas Druyen (Hrsg.)
Die ultimative Herausforderung – über die Veränderungsfähigkeit der Deutschen
2018, 354 S., 36 Abb., davon 32 in Farbe
Hardcover € 39,99 (D) | € 41,11 (A) | sFr 41.50 (CH)
ISBN 978-3-658-19761-2
Auch als eBook verfügbar

Bild: Coverabbildung des Buchs Die ultimative Herausforderung – über die Veränderungsfähigkeit der Deutschen von Springer VS | © Springer

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