Instapoetry
Metzler-Autor veröffentlicht erstes deutschsprachiges Buch zur Instapoetry – einem der populärsten literarischen Phänomene der Gegenwart
Heidelberg | Wiesbaden, 18. November 2022
Instapoetry zählt zu den populärsten literarischen Phänomenen unserer Zeit. In wenigen Jahren sind Millionen von kurzen bis ultra-kurzen Texten auf Instagram publiziert und geteilt worden. Die Stars der Szene, wie Rupi Kaur und R.M. Drake, zählen zu den meistgelesenen Lyriker*innen der Gegenwart. Im Kampf um Aufmerksamkeit mit unzähligen anderen Texten müssen die Mechanismen der Plattform und die Nutzungsroutinen bedient werden. Der äußere Druck auf die literarische Produktion ist immens. Niels Penke hat die Nutzungsstrategien der Influencer und Follower analysiert und mit Instapoetry jetzt das erste deutschsprachige Buch zum Thema vorgelegt. Darin erklärt er die Produktionsstrategien und Rezeptionsverfahren, erläutert ihre Entwicklung und verortet ihre Bedeutung, die seiner Meinung nach „irgendwo zwischen letzter Verfallsstufe und Zukunft der Lyrik“ liegt.
Instagram ist eine Foto˗ und Video˗Plattform. Wer sie aktiv benutzt und Inhalte gleich welcher Art dort einstellen möchte, muss diese zum Bild machen. Diese Bilder treten in einen unüberschaubaren Reigen von Milliarden anderer Bilder ein, die um dieselben kostbaren Ressourcen unser aller Aufmerksamkeit und Anerkennung in Form von Likes und Follows konkurrieren. Eine denkbar schlechte Umgebung für Literatur – könnte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall, weiß Niels Penke: „In den 2010er Jahren ist weltweit eine Mode kultiviert worden, in und mit Bildern zu dichten. Instagram hat nicht nur neue Formen der literarischen Kommunikation befördert, auch hat vieles mittlerweile den Weg auf die Plattform gefunden, was es vor ihr oder außerhalb ihres Netzwerks bereits gegeben hat, das nun aber digitalisiert in ungeahnten Beziehungen zum Vorschein kommt.“ Um die genuinen Praktiken unter den Bedingungen von Social Media und die gänzlich neuen Formen und Themen geht es in seinem Buch. Unter dem Stichwort Instapoetry, das vor allem als Hashtag große Verbreitung findet, sei eine literarische Produktivität freigesetzt worden, die wohl niemand für möglich gehalten habe. ‚Instapoetry‘ bezeichne dabei als ein relativ weiter Sammelbegriff (fast) alles, was an literarischen Texten auf Instagram nicht bloß gepostet wird und zirkuliert, sondern auch primär für den Gebrauch innerhalb der Plattform verfasst wird und entsprechend grafisch gestaltet und optimiert ist. Da es sich um mittlerweile Millionen von Texten handelt, sei das Spektrum an Formen und Gattungszugehörigkeiten breit. Dass Instapoetry zu einem nicht unwesentlichen Teil aus mehr oder minder nachdenklichen Sprüchen mit Bildern besteht, die auch für Kalender und Wandtattoos herhalten könnten, sollte laut Niels Penke nicht vorschnell dazu verführen, alle Beiträge über einen Kamm zu scheren.
Das Buch ist Teil der Buchreihe Essays zur Gegenwartsästhetik. Die Reihe analysiert aktuelle kulturelle Phänomene in ihrer Ästhetik, Medialisierung und gesellschaftlichen Zirkulation monografisch. Es geht darum zu zeigen, wie gegenwärtiges ästhetisches Erleben unseren Alltag prägt, unser Konsumverhalten bestimmt, unsere Zugehörigkeiten formiert, unsere Lebensstile konstituiert und nicht zuletzt die Sphäre des Politischen prägt.
Niels Penke ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Germanistischen Seminar der Universität Siegen.
Niels Penke
Instapoetry
2022, 136 S.
Softcover € 14,99 (D) | € 15,41 (A) | sFr 17.00 (CH)
ISBN 978-3-662-65545-0
Auch als eBook verfügbar
Bild: Coverabbildung von Instapoetry | © Springer
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