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Lebensqualität im Alter für alle

Perspektiven für Menschen mit geistiger Behinderung und psychischen Erkrankungen in Zeiten einer alternden Bevölkerung

Wiesbaden, 17. Februar 2016

© SpringerDer demographische Wandel betrifft alle Bevölkerungsgruppen und damit auch Menschen mit Einschränkungen in der Teilhabe. So werden aufgrund des medizinischen Fortschritts auch Menschen mit einer geistigen Behinderung oder einer chronischen psychischen Erkrankung immer älter. Vor diesem Hintergrund ergeben sich nach Ansicht von Sandra Verena Müller ganz neue Herausforderungen: „Mit Zunahme des Alters steigt auch für diesen Personenkreis die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken oder pflegebedürftig zu werden – wir müssen diesem veränderten Verlauf und Bedarf gerecht werden, insbesondere im Hinblick auf autonomes Handeln und den größtmöglichen Erhalt der Lebensqualität.“ Wie das funktionieren kann, zeigen die Beiträge im Sammelband Lebensqualität im Alter, den Müller gerade gemeinsam mit Claudia Gärtner bei Springer VS herausgegeben hat.

„Die Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung steigt weiter an, womit auch die Anzahl altersbedingter Erkrankungen wie Demenz deutlich zunimmt“, sagen Sandra Verena Müller und Claudia Gärtner. Während heute rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland von Demenz betroffen seien, könnten es im Jahr 2050 bereits 2,6 Millionen sein. Darüber hinaus gebe es Hochrechnungen, aus denen hervor geht, dass im Jahr 2030 fast die Hälfe aller geistig behinderten Menschen in stationären Behinderteneinrichtungen über 60 Jahre alt sein wird. Auch bei geistig behinderten Menschen ist das Alter der zentrale Risikofaktor für eine Demenzerkrankung, so die Herausgeberinnen: „Je älter geistig behinderte Menschen werden, desto größer wird für diesen Personenkreis die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken.“

„Das Thema Demenz bei geistiger Behinderung wird die Einrichtungen der Behindertenhilfe in den nächsten 20 Jahren noch intensiv beschäftigen“, davon sind Müller und Gärtner überzeugt. Da diese Menschen in der Vergangenheit eine geringere Lebenserwartung hatten, stelle sich nun erstmalig die Aufgabe, sie adäquat zu versorgen und kompetent auf Ihre veränderten Bedürfnisse einzugehen. Denn durch eine Demenzerkrankung entwickelten auch die Menschen mit einer geistigen Behinderung veränderte Bedürfnisse – wie zum Beispiel einen verstärkten Wunsch nach sozialem Rückzug. Hinzu kämen typische Symptome wie Orientierungsschwierigkeiten, Gedächtnisdefizite und ein Verlust an Alltagsfähigkeiten. Wie also können wir für eine Früherkennung und Diagnostik der Demenz bei diesem Personenkreis sorgen? Welche Angebote der Tagesgestaltung benötigen die Erkrankten? Wie wollen und können sie wohnen? Ist es sinnvoll, dass sie in ihren vertrauten Wohngruppen verbleiben, oder ist ein Umzug in eine spezialisierte Wohneinrichtung notwendig? Wie gehen wir damit um, wenn sie pflegebedürftig werden? Diesen Fragen gehen die Beiträge im Buch nach und kommen zum Ergebnis, dass zum Teil auf bewährte Lösungen aus der Altenhilfe zurückgegriffen werden kann, zum Teil aber auch ganz neue Konzepte entwickelt werden müssen. Nötig seien vor allem Instrumente der Früherkennung, die Entwicklung entsprechend angepasster Wohnformen im Alter, Schulungsmethoden für die Mitarbeiter und eine stärkere Sozialraumorientierung bei der Planung. Neben einer geistigen Behinderung aber werden auch Herausforderungen diskutiert, die sich bei psychischen Erkrankungen im Alter ergeben. So werden Möglichkeiten und therapeutische Ansätze dargestellt, die ältere Menschen mit einer psychischen Erkrankung wie einer Psychose oder einer Suchterkrankung angemessen begleiten und ihre Lebensqualität erhalten oder sogar steigern.

Wichtig sind auch die rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen, so der Appell der Herausgeberinnen an die Politik: „Der rechtliche Rahmen wird durch die UN-Behindertenrechtskonvention aufgespannt und hat mittels Sozialgesetzbuch Auswirkungen auf die Sicherung der Lebensqualität für Personen mit Einschränkungen in der Teilhabe – für die konkrete Umsetzung in der Realität spielen die leistungsrechtlichen Aspekte der Teilhabe und Pflege sowie ethische Überlegungen eine zentrale Rolle.“

Dr. Sandra Verena Müller ist Professorin für Rehabilitation und Integration an der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel.

Dr. Claudia Gärtner leitet die Abteilung für Wissenschaft & Forschung der Theodor Fliedner Stiftung in Mülheim an der Ruhr.  

Sandra Verena Müller | Claudia Gärtner (Hrsg.)
Lebensqualität im Alter
Perspektiven für Menschen mit geistiger Behinderung und psychischen Erkrankungen
2016, 504 S.
Softcover € 79,99 (D) | € 82,24 (A) | sFr 84.50 (CH)
ISBN 978-3-658-09975-6
Auch als eBook verfügbar

Bild: Coverabbildung des Buchs Lebensqualität im Alter von Springer VS | © Springer

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