Das ewige Leben des Hubkolbenmotors
Im Wettbewerb um den mobilen Kunden brauchen Unternehmen neue Strategien und Geschäftsmodelle
Wiesbaden, 21. Mai 2015
Der Energiebedarf der Menschen wächst weiter, während die fossilen Ressourcen endlich sind. Bevor alternative Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasserkraft, biologische Rohstoffe sowie Geothermie im Einklang von Ökonomie und Ökologie ausreichend zur Verfügung stehen, bedarf es aber noch jahrzehntelanger Forschung und Entwicklung sowie gesellschaftlicher und politischer Veränderungen, warnt Richard van Basshuysen im Vorwort seines neuen Springer Vieweg-Buchs Erdgas und erneuerbares Methan für den Fahrzeugantrieb. Für die Übergangszeit stehe der Kraftfahrzeugmobilität vor allem Erdgas zur Verfügung, das zu einem hohen Prozentsatz aus Methan besteht und mindestens 25 Prozent weniger CO2 produziert. Bei Verwendung klimaneutraler Kraftstoffe bescheinigt der Herausgeber im Interview mit dem Wissensportal Springer für Professionals dem Hubkolbenmotor ein „ewiges Leben“: „Er kann sogar verschmutzte Luft – zum Beispiel in Megastädten – reinigen.“ Der Politik macht van Basshuysen den Vorwurf, trotz dieser Erkenntnisse einseitig die Elektromobilität zu fördern.
„Es gibt mehrere parallele Wege für das Post-Erdöl-Zeitalter – ein Weg ist der von Audi beschrittene, dem Kunden neben Erdgasfahrzeugen künstlich erzeugtes Methan aus einer Power-to-Gas-Anlage anzubieten – also Methan aus überschüssigem Windstrom herzustellen“, ist van Basshuysen vom Angebot des Autoherstellers überzeugt. Andere Wege seien, flüssige Kraftstoffe künstlich produzieren oder Kraftstoff aus gezüchteten Mikroalgen zu gewinnen. Im Gegensatz zu diesen zukünftigen Methoden aber stelle das Erdgasauto schon heute eine realistische Alternative zum Dieselkraftstoff dar: „Es gibt Heavy-Duty-Trucks, die mit Erdgas verbrauchsgünstig betrieben werden – diese können auch mit synthetisch hergestelltem Methan angetrieben werden und sind dann CO2-neutral.“ Die produzierten Mengen seien allerdings noch gering. Beim Pkw herrsche noch der „bivalente Antrieb“ vor, bei dem mit Kompromissen beim Verbrauch gelebt werden muss: „Ist keine Erdgastankstelle in der Nähe, stellt der Motor automatisch auf Benzinbetrieb um.“ „Monovalente Motoren“ seien aber schon in der Entwicklung: „Wenn es mehr Gastankstellen gibt, können diese eingesetzt werden und das volle CO2- und Verbrauchspotenzial ausschöpfen.“
Obwohl die Betriebskosten mit Methan in Deutschland nur halb so hoch sind wie die beim Betrieb mit Ottokraftstoffen und sich der Mehrpreis eines Erdgasfahrzeugs je nach Typ schon noch etwa 10.000 Kilometern amortisiert, konnte sich Erdgas als Kraftstoff bisher noch nicht durchsetzen. Ein Grund dafür ist nach Ansicht des Herausgebers die noch geringe Dichte der Erdgastankstellen, ein anderer könnte die Angst vor Gas an sich sein: „Daran ist vermutlich das frühere Stadtgas schuld, dass zu vielen Unfällen führte, unter anderem auch, weil es giftig war, was für Erdgas aber nicht zutrifft.“ Diese Angst baue sich jedoch zunehmend ab, wie die vielen heute mit Erdgas betriebenen Hausheizungen zeigen. Van Basshuysens Appell geht an die Politik: „Wenn in Zukunft mehr und mehr regenerative Energieträger in Form von chemisch gespeicherter Energie zur Verfügung stehen, besteht keine Notwendigkeit mehr, den Verbrennungsmotor durch den Elektromotor zu ersetzen.“ Im Gegensatz zum Elektromotor wäre die Verbrennung dann CO2-neutral, und der Energieverbrauch gleich hoch oder sogar niedriger. Zudem sei der klimaneutrale Verbrennungsmotor sogar in der Lage, bei entsprechender Auslegung und Abgasnachbehandlung belastete Luft – beispielsweise in Megastädten – zu entgiften. Statt einseitiger Förderung der Elektromobilität sollte der Gesetzgeber daher ausschließlich Grenzwerte festlegen und das Aufzeigen der komplexen, technologischen Lösungen der Wissenschaft und Technik überlassen.
Dr.-Ing. E.h. Richard van Basshuysen war bei Audi Entwicklungsleiter der Fahrzeug-Komfortklasse und der Motor- und Getriebeentwicklung. Zudem war er Herausgeber der ATZ – Automobiltechnische Zeitschrift und MTZ – Motortechnischer Zeitschrift. Nach dem hochdotierten Ernst-Blickle-Preis 2000 wurde ihm 2001 für die Serieneinführung des Pkw-Dieselmotors mit Direkteinspritzung die Benz-Daimler-Maybach-Ehrenmedaille des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) verliehen. Für sein Lebenswerk bekam er 2004 von der Universität Magdeburg die Ehrendoktorwürde. Heute ist er Autor und Herausgeber technisch-wissenschaftlicher Fachbücher.
Richard van Basshuysen (Hrsg.)
Erdgas und erneuerbares Methan für den Fahrzeugantrieb
Wege zur klimaneutralen Mobilität
2015, 503 S.
Hardcover € 69,99 (D) | € 71,95 (A) | sFr 87.50 (CH)
ISBN 978-3-658-07158-5
Auch als eBook verfügbar
Bild: Coverabbildung des neuen Buchs Erdgas und erneuerbares Methan für den Fahrzeugantrieb von Springer Vieweg | © Springer
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