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Der sauberste Strom ist der, der nicht verbraucht wird

Warum die Reduzierung des Verbrauchs bei der Energiewende in den Vordergrund gerückt werden muss, erklärt Thomas Bauernhansl | Erste Metastudie zum Thema Energieeffizienz bei Springer Vieweg erschienen

Heidelberg | Wiesbaden, 25. September 2014

© SpringerKlimawandel, Ressourcenverknappung und steigende Energiepreise haben zum Umdenken in der Gesellschaft geführt. Nachhaltigkeit spielt heute bei Entscheidungen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie zunehmend auch im privaten Konsumverhalten eine wesentliche Rolle. Die nachhaltige Energiewende in Deutschland in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität kann aber nach Meinung von Thomas Bauernhansl nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn es gelingt, Wohlstand und ökonomisches Wachstum vom Primärenergieverbrauch abzukoppeln. Dazu müsse die Energieeffizienz in der Produktion von Maschinen, Anlagen und Gütern massiv verbessert werden, fordert der Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart auf dem Wissensportal Springer für Professionals. Mit dem gerade bei Springer Vieweg erschienenen Fachbuch Energieeffizienz in Deutschland – eine Metastudie leistet der Herausgeber einen wichtigen Forschungsbeitrag zum Gelingen der Energiewende in Deutschland.

„In der Diskussion über die Energiewende wird viel zu viel über Strompreise, Stromumlagen und Stromnetze gesprochen und viel zu wenig über Energieeffizienz“, beschreibt Heinz Dürr, Vorsitzender des Beirats des EEP, in seinem Geleitwort das Problem. Die in Deutschland beschlossene Energiewende heiße zwar vereinfacht: Abschalten der Kernkraftwerke und Ersatz der Kapazitäten durch erneuerbare Energien, also atom- und fossilfreien Strom. Dieser aber werde durch ungleiche Kostenbelastung der Verbraucher teurer, wodurch der Begriff der Energiearmut umgehe. Für Thomas Bauernhansl ist unstrittig, dass am Ende die erneuerbaren Energien den entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten müssen. Bis aber das Problem der Speicherung gelöst und die Volatilität geregelt ist, müsse die Reduzierung des Energieverbrauchs in den Vordergrund gerückt werden. Denn die Energiewende fuße auf zwei Säulen: „Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien ist das die Energieeffizienz.“

Die neue Metastudie unterzieht die aktuelle anwenderseitige Energieeffizienz in der Bundesrepublik einer kritischen Bewertung. So wird das gesamtwirtschaftliche Potenzial in Deutschland auf rund 0,5 Prozent sowie die Schaffung von etwa 30.000 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2020 beziffert. Allerdings kann unter derzeitigen Bedingungen klar von einer Verfehlung der Einsparziele ausgegangen werden. Dies liegt unter anderem auch daran, dass es dem Thema Energieeffizienz an Wahrnehmung und Förderung fehlt, so Bauernhansl weiter. Hier sei die Politik gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen: „Dabei kann es um steuerliche Maßnahmen, Sonderabschreibungen oder auch Finanzierungsmodelle gehen, vor allem aber um die Förderung von Forschung und Entwicklung.“ Es gebe viele Start-ups und Institute mit guten Ideen für Technologiesprünge mit hochrentablen Einsparpotenzialen, die für Unternehmen abseits von reinen Nachhaltigkeitsbetrachtungen interessant seien: „In diesem Buch sind Beispiele erläutert, wie mit Investitionen in Höhe von fünf Milliarden Euro bis 2020 ein kumulierter Einspareffekt von rund zwanzig Milliarden Euro möglich ist.“ Häufig aber scheitere die Umsetzung an der fehlenden Finanzierung.

Die Analyse von über 250 Veröffentlichungen von Forschungseinrichtungen, Ministerien sowie Fach- und Industrieverbänden im Buch zeigt auf, welchen Beitrag einzelne Maßnahmen zur effizienteren Energienutzung bisher geleistet haben, und welche Potenziale zwar bekannt sind, aber bisher noch nicht ausgeschöpft wurden. Das Ziel ist für Thomas Bauernhansl Transparenz und das Schaffen von Anregungen sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bürger: „Die Studie hilft jedem Einzelnen, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und so die Energiewende effektiv voranzutreiben – ob in der Fabrikhalle, am Schreibtisch oder im Wohnzimmer.“ Darüber hinaus soll die Studie aber auch Denkanstoß für die Politik sein, das Thema Energieeffizienz ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen. Denn die sauberste Energie sei die, die nicht verbraucht wird: „In Deutschland ist die Produktion einer Kilowattstunde Strom im Schnitt dreimal so teuer wie die Vermeidung ihres Verbrauchs.“

Professor Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl leitet das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart sowie das Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart. Außerdem ist er wissenschaftlicher Beirat der nationalen Plattform Industrie 4.0.

Thomas Bauernhansl (Hrsg.)
Energieeffizienz in Deutschland - eine Metastudie
Ganzheitliche Bewertung im Bereich von Energiewirtschaft und Industrie

2014, 246 S., 50 Abb.
Hardcover € 79,99 (D) | € 82,23 (A) | sFr 100,00 (CH)
ISBN 978-3-642-55172-7
Auch als eBook verfügbar

Bild: Coverabbildung des neuen Fachbuchs Energieeffizienz in Deutschland - eine Metastudie von Springer Vieweg | © Springer

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