Die Industrie 4.0 der Baubranche
Was vom Einsatz der Building Information Modeling-Technologie zu erwarten ist und warum Deutschland bei der Einführung hinterher hinkt
Wiesbaden, 08. September 2015
Stuttgart 21, die Elbphilharmonie und der Berliner Flughafen sind nur einige Beispiele für komplexe Großprojekte in Deutschland. Um diese handhabbarer zu machen, müssen digitale Methoden in umfassender Weise in der Planung und Realisierung von Bauprojekten Einzug halten. Die Lösung: Building Informationen Modeling (BIM) – eine innovative Technologie, die auf der durchgängigen Verwendung digitaler Bauwerksmodelle beruht und damit nach Ansicht von André Borrmann die „Industrie 4.0 der Baubranche“ darstellt. Doch mit Blick auf den praktischen Einsatz hinkt Deutschland im globalen Vergleich hinterher, warnt der Experte im Interview mit dem Wissensportal Springer für Professionals. Dennoch sei der Zug noch nicht abgefahren: „Momentan erwacht die deutsche Baubranche aus ihrem Dornröschenschlaf – in ein paar Jahren haben wir den Rückstand aufgeholt.“ Was tatsächlich vom BIM-Einsatz zu erwarten ist und wie dieser die Planungs-, Ausführungs- und Betriebsprozesse im Bauwesen revolutionieren wird, zeigen die Beiträge im Springer Vieweg-Buch Building Information Modeling, das Borrmann mit Markus König, Christian Koch und Jakob Beetz herausgegeben hat.
„Building Information Modeling erlaubt die durchgängige Nutzung digitaler Bauwerksmodelle über den gesamten Lebenszyklus – angefangen bei der Planung über die Ausführung bis zum Betrieb und Rückbau“, erklärt André Borrmann das Prinzip. Zwar würden für Planung, Errichtung und Betrieb von Gebäuden auch heute bereits digitale Werkzeuge eingesetzt. Die Weiternutzung einmal erzeugter digitaler Informationen aber bleibe hinter anderen Branchen zurück. Andere Länder sind weiter, so der Herausgeber: „Dies trifft auf die USA, die skandinavischen Länder und besonders auf Großbritannien zu. Hier spielen die öffentlichen Auftraggeber eine starke Rolle – zunächst haben sie BIM gefördert, nun fordern sie es.“ Aber auch in Deutschland werden erste Schritte unternommen. So empfiehlt die Reformkommission Großprojekte die Nutzung von BIM, um zukünftig große Bauvorhaben im Zeit- und Kostenrahmen zu realisieren. Gleichzeitig sind die Gremien beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und beim Deutschen Institut für Normung (DIN) dabei, die Grundlagen für die BIM-Normierung zu schaffen. Diese Entwicklungen entsprechen der Vision des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt: „Modernes Bauen heißt: Erst virtuell und dann real bauen.“
Durch die konsequente Weiternutzung digitaler Daten verspricht BIM eine signifikante Steigerung der Produktivität bei gleichzeitiger Verringerung von Fehlern, da diese früh erkannt und behoben werden können. Die Vorteile sind nach Ansicht von André Borrmann vielfältig. BIM in der Planung erlaube eine Verringerung von Inkonsistenzen zwischen Schnitten und Grundrissen, bei der Ausschreibung eine automatisierte Mengenermittlung und damit mehr Sicherheit in der Kostenschätzung. Für den Betrieb könnten die Gebäudemodelle der Planung direkt ins Facility Management übernommen werden. Organisatorische Probleme aber ließen sich dadurch nicht beheben: „Dazu gehört die oft mangelnde Kooperation zwischen den Beteiligten und der Umstand, dass häufig schon gebaut wird, während noch geplant wird.“ Die Nutzung der BIM-Technologie sei also kein Allheilmittel und müsse von einer strukturellen Weiterentwicklung begleitet werden. Der Einsatz eigne sich zwar auch für kleine und mittlere Bauvorhaben, das volle Potenzial aber erschließe sich vor allem bei großen, komplexen Bauprojekten.
Das Buch erläutert die Grundlagen der BIM-Methode und vermittelt dem Leser fundiertes Wissen zu allen wesentlichen Aspekten. Das Potential der Technologie wird durch erfolgreiche Anwendungsbeispiele aus der industriellen Praxis belegt.
Professor Dr.-Ing. André Bormann hat den Lehrstuhl für Computergestützte Modellierung und Simulation an der Technischen Universität München inne, Professor Dr.-Ing. Markus König den Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen an der Ruhr-Universität Bochum.
Dr.-Ing. Christian Koch ist Associate Professor in Building Information Modeling an der University of Nottingham, und Dr.-Ing. Dr. Jakob Beetz Assistant Professor in Building Information Modeling an der Eindhoven University of Technology.
André Bormann | Markus König | Christian Koch | Jakob Beetz (Hrsg.)
Building Information Modeling
Technologische Grundlagen und industrielle Praxis
2015, 615 S.
Hardcover € 79,99 (D) | € 82,23 (A) | sFr 84.50 (CH)
ISBN 978-3-658-05605-6
Auch als eBook verfügbar
Bild: Coverabbildung des neuen Buchs Building Information Modeling von Springer Vieweg | © Springer
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