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Grüne Mobilität braucht Wasserstoff als Energieträger

Was Industrie und Forschung für den Massenmarkt des emissionsfreien PKWs noch tun müssen, erklären Springer Vieweg-Autoren

Wiesbaden, 15. Dezember 2014

© Springer„Mit einem Brennstoffzellen-Auto umweltfreundlicher und dynamischer zu fahren, wird die Menschen begeistern“, sind Jochen Lehmann und Thomas Luschtinetz überzeugt. Mobilität sei damit der Türöffner für Wasserstoff als Energieträger. Im Interview mit dem Wissensportal Springer für Professionals fordern die beiden Experten die Politik zu einem Masterplan für die durchgängige Einführung von Wasserstoff als sauberem Kraftstoff auf. Andernfalls würde die Energiewende nicht funktionieren: „Als Langzeitspeichermedium für Strom kann nur Wasserstoff die Mengenanforderungen im elektrischen Netz erfüllen.“ In ihrem gerade bei Springer Vieweg erschienenen Buch Wasserstoff und Brennstoffzellen erläutern Lehmann und Luschtinetz die Wandlungskette vom regenerativen Strom zum Fahrzeugantrieb und erklären, wie ein nachhaltiger Energiekreislauf mit dem Energieträger Wasserstoff wirtschaftlich zuverlässig realisiert werden kann.

„Grüner Wasserstoff kann nachhaltig und synergiereich alle Energiebereiche und die Stoffwirtschaft bedarfsgerecht und umweltfreundlich verbinden“, sagt Thomas Luschtinetz. Die Mobilität werde bei der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik die Vorreiterrolle spielen: „Fast alle Kfz-Konzerne haben serienreife Fahrzeuge entwickelt.“ Bislang verhinderten die hohen Produktionskosten und die fehlende Infrastruktur die breite Markteinführung. Ähnlich wie bei Computern und Handys aber wird es bei den Produktionskosten mit Anlauf der Massenfertigung einen Kosteneffekt geben, so Jochen Lehmann weiter: „Fertigungstechnologien für den Stack, Pumpen und Ventile, preisgünstigere Katalysatormaterialien und die Erschließung weiterer Nutzergruppen werden die Kosten senken.“ Für den Aufbau des Tankstellennetzes hat die Nationale Organisation Wasserstoff (NOW) bereits terminierte Zielvorgaben gegeben. Das Wort Chance ist für Lehmann in diesem Kontext verkehrt: „Wir brauchen die abgasfreie Wasserstoff-Brennstoffzelle zur Erreichung der Klimaziele und gleichzeitig für einen finanzierbaren Verkehr mit Treibstoffen aus erneuerbaren Energien – ohne sie wird die Energiewirtschaft auf Dauer nicht funktionieren.“

Die Serienfertigung sollte daher anlaufen, fordert Thomas Luschtinetz. Im Fahrzeugeinsatz jedoch müsse sich die Brennstoffzelle als Newcomer mit dem seit 125 Jahren stetig verbesserten Verbrennungsmotor messen – vor allem hinsichtlich Zuverlässigkeit und Systemkosten. Nach dem vereinfachten Aufbau und den erreichten Zielwerten – zum Beispiel bei Betriebsstunden und Froststartfähigkeit – sei jetzt das Hochskalieren der Produktion und der Aufbau zugehöriger Wartungskompetenzen zu meistern. Da grüner Wasserstoff zunehmend auch im Strom- und Wärmebereich sowie in der Chemie- und Lebensmittelindustrie fossile Energieträger ablösen werde, spiele die Nutzung von Synergieeffekten eine große Rolle. Die Industrie aber könne die Kosten der Einstiegsphase nicht allein tragen. Die beiden Autoren fordern daher die Unterstützung der Politik ein: „Grüner Strom, der gespeichert und in Kraftstoff verwandelt wird, sollte nicht davor schon mit der Endabnehmersteuer belegt, und grüner Wasserstoff sollte auf Biogas- und CO2-Minderungsquoten angerechnet werden.“ Zudem müssten der Infrastrukturausbau sowie konkrete Programme zur Markteinführung forciert werden. Ein Vorbild sei Norwegen, wo das batteriebetriebene Fahrzeug durch die entfallende Luxussteuer im Raum Oslo die höchste Zulassungsrate erreicht hat.

Wasserstoff und Brennstoffzellen ist in der Buchreihe Technik im Fokus erschienen, die kompakte, gut verständliche Einführungen in aktuelle Technik-Themen bietet. Die Bücher der Reihe konzentrieren sich auf die wesentlichen Grundlagen, die Anwendungen der Technologien anhand ausgewählter Beispiele und die absehbaren Trends.

Jochen Lehmann ist ehemaliger Professor im Lehrgebiet Physik an der FH Stralsund, wo er den Schwerpunkt Wasserstofftechnik aufgebaut hat. Zudem ist er Vorstandsmitglied im Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband und führt die jährliche Energiekonferenz REGWA durch.

Professor Thomas Luschtinetz ist Leiter des Instituts für Regenerative Energiesysteme IRES an der FH Stralsund und des WTI e.V. – Wasserstoff und Elektromobililtät in Mecklenburg-Vorpommern. Darüber hinaus ist er fachlicher Leiter des Studienkurses Renewable Energies and Hydrogen Technology und der REGWA Konferenz sowie Autor von zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Jochen Lehmann | Thomas Luschtinetz
Wasserstoff und Brennstoffzellen
Unterwegs mit dem saubersten Kraftstoff

2014, 155 S., Abb., 10 Abb. in Farbe
Hardcover € 14,99 (D) | € 15,41 (A) | sFr 19.00 (CH)
ISBN 978-3-642-34667-5
Auch als eBook verfügbar

Bild: Coverabbildung des neuen Buchs Wasserstoff und Brennstoffzellen von Springer Vieweg | © Springer

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