Mehr Autarkie in der Stromwende
Springer Vieweg-Autoren diskutieren Energiespeicher-Technologien umfassend im direkten Vergleich und rücken sie in den Fokus der Energiewende
Heidelberg | Wiesbaden, 02. Dezember 2014
„Erneuerbare Energien – gut und schön – aber es fehlen die Speicher!“ Diesen Satz zur Begründung der Zeitverzögerung in der Energiewende können Michael Sterner und Ingo Stadler nicht mehr hören. Denn nach Ansicht der beiden Experten gibt es bereits ausreichende Kapazitäten in Deutschland, in Europa und weltweit: „Das Speicherproblem ist technisch gelöst.“ Noch offen aber seien die Fragen der energiepolitischen Umsetzung und der Entstehung der zur Kostenreduktion benötigten Märkte, konstatieren Sterner und Stadler im Interview mit dem Wissensportal Springer für Professionals. Mit dem gerade bei Springer Vieweg erschienenen Fachbuch Energiespeicher – Bedarf, Technologien, Integration geben die beiden Autoren der Energiepolitik einen Leitfaden an die Hand, in dem erstmals alle Speichertechnologien umfassend und detailliert verglichen und diskutiert werden. Damit treiben sie den Diskurs zur Energiewende weiter voran.
„Die Energiewende wird oft nur unter dem Aspekt der Einsparung von CO2 und des Klimawandels gesehen“, kritisiert Ingo Stadler. Dabei sollte nach Meinung des Autors ein höherer Grad an Energieautarkie eine der Hauptmotivationen sein. In diesem Zusammenhang spiele die Speicherung eine zentrale Rolle, was keine Besonderheit von erneuerbaren Energien darstelle: „Alle Energieversorgungssysteme in allen Zeiten haben immer auf Energiespeicherung beruht, lediglich die Perspektive und die verwendeten Technologien ändern sich.“ In der erneuerbaren Energieversorgung gehe es beispielsweise mehr um die Speicherung von Strom und Endenergie als weniger um die von Primärenergie wie im bisherigen System. Hierfür bestehen bereits zahlreiche Speicherlösungen, weiß Stadler. Darüber hinaus gebe es immer wieder neue, auch überraschende Entwicklungen – wie zum Beispiel die im Buch vorgestellte Segelenergie: „Das ist die konstante Speicherung von Wind auf dem Meer – eine Kombination aus Wind- und Wasserkraft mit Speichertechnik.“ Da diese fernab von der Bevölkerung stattfindet und die Energie über vorhandene Gasinfrastruktur zu den Verbrauchern gelangt, habe diese Methode großes Potenzial bei geringen Nebenwirkungen.
„Beim Vergleich der Speicher ist uns bewusst geworden, dass jede Technologie ihren Platz hat“, ergänzt Michael Sterner. Jede Technologie habe unterschiedliche technische Charakteristika und entsprechende Anwendungsfelder – zum Beispiel kurz- und langfristige Speicheraufgaben oder die Speicherung verschiedener Energieformen. Auch Ingo Stadler will nicht von Gewinnern und Verlierern sprechen: „In den 1990er Jahren habe ich an der Universität gelernt, dass erneuerbare Energien höchstens eine ‚additive‘ Rolle spielen können und nicht mehr als ein oder zwei Prozent des Energiebedarfs decken können.“ Auch Ideen zur Energiespeicherung, die heute noch als zu teuer und ineffizient abgelehnt werden, werden sich nach Meinung der Autoren weiterentwickeln und Lernkurven durchschreiten. „Letztendlich stehen Speicher in der Stromwende weniger mit sich selbst in Konkurrenz als zu ihren Alternativen wie dem Netzausbau“, lautet Sterners Fazit. Dabei braucht die Energiewende die Speicherung von Energie, fordert der Autor zum Umdenken auf: „Die Wärmewende wäre ohne Speicher nicht denkbar, ebenso die Verkehrswende. Und in der chemischen Industrie müssen wir über kurz oder lang auch die fossile Rohstoffbasis auf eine erneuerbare Basis umstellen, wofür Power-to-X notwendig wird.“
Professor Dr.-Ing. Michael Sterner forscht und lehrt an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) in der Fakultät Elektro- und Informationstechnik in den Bereichen Energiespeicher, Energiewirtschaft und Integration erneuerbarer Energien. Zusammen mit Kollegen entwickelte er die Speichertechnologie Power-to-Gas. Der Ingenieur arbeitet ehrenamtlich im VDE, für die Wirtschaftsministerien des Bundes und des Landes Bayern sowie im Weltklimarat (IPCC). Darüber hinaus leitet er Speicherkonferenzen von VDI und OTTI, ist beratend für die Bundesregierung tätig und im wissenschaftlichen Beirat der International Renewable Energy Storage Conference der Eurosolar sowie der Energy Storage Düsseldorf.
Professor Dr.-Ing. habil. Ingo Stadler forscht und lehrt an der Fachhochschule Köln und ist dort für die erneuerbaren Energien und Energiewirtschaft verantwortlich. Er ist Mitglied des Beirats der International Renewable Energy Storage Conference sowie des International Centre for Sustainable Development of Energy, Water and Environment Systems. Über ein Jahrzehnt arbeitete er im Photovoltaik-Programm der Internationalen Energieagentur IEA.
Michael Sterner | Ingo Stadler
Energiespeicher – Bedarf, Technologien, Integration
2014, 770 S., 513 Abb.
Hardcover € 69,99 (D) | € 71,95 (A) | sFr 87,50 (CH)
ISBN 978-3-642-37379-4
Auch als eBook verfügbar
Bild: Coverabbildung des neuen Fachbuchs Energiespeicher – Bedarf, Technologien, Integration von Springer Vieweg | © Springer
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