Digitalisierung vorantreiben ist Chefsache im BAMF
Interview mit Dr. Markus Richter, Abteilungsleiter Infrastruktur und IT im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in der Innovativen Verwaltung | Einblicke in Arbeitsweise des BAMF und die geplanten IT-Projekte
Wiesbaden, 19. Juni 2017
Seit zwei Jahren stellt der erhöhte Zuzug von Geflüchteten nach Deutschland Gesellschaft, Politik und Behörden vor enorme Herausforderungen. Um die zügige Integration in die Gesellschaft zu gewährleisten, bedarf es zuverlässiger und reibungsloser Abläufe. Die Digitalisierung der Prozesse im Asylverfahren spielt dabei eine zentrale Rolle. Wie komplex und schwierig diese Aufgabe ist, erklärt Dr. Markus Richter, Abteilungsleiter Infrastruktur und IT im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Im Interview mit dem Fachmagazin Innovative Verwaltung beschreibt er den extremen Druck, unter dem die öffentliche Verwaltung in diesem Punkt steht.
„Die Digitalisierung aller Bearbeitungsprozesse hat höchste Priorität im BAMF“, betont Richter. Viele Projekte wurden inzwischen erfolgreich auf den Weg gebracht, wie beispielsweise das Kerndatensystem mit Ankunftsnachweis, das „innerhalb von acht Wochen entwickelt und am Pilotstandort Heidelberg eingesetzt wurde.“
Wie spontan und flexibel die Mitarbeiter agieren und Infrastrukturen aufbauen müssen, macht Richters Schilderung der Einrichtung einer neuen Eingangszone für ankommende Flüchtlinge deutlich:
„Wir bekamen oft sehr kurzfristig mitgeteilt, wenn wir einen neuen Standort in Betrieb nehmen mussten - freitags kam der Bescheid, die ersten Asylsuchenden sollten montags dort vor der Tür stehen“, so der Abteilungsleiter. „Wir haben dann kurzerhand unsere IT-Sachen eingepackt, sind mit dem Lkw losgefahren und fanden eine grüne Wiese vor.“ Um den Warteraum quasi aus dem Boden zu stampfen, musste das BAMF-Team erst einmal Zelte organisieren und mit T-Systems kooperieren, um funktionierende Leitungen bereitstellen zu können. „Helikopter der Bundespolizei wurden eingesetzt, um die Modems an den Bestimmungsort zu bringen“, sagt der IT-Verantwortliche und berichtet: „Am Montag haben wir den Warteraum ordnungsgemäß in Betrieb genommen.“
Aktuell arbeitet das BAMF an Assistenztools, die bei der Anhörung von Flüchtlingen unterstützen sollen, wie etwa eine App zur Passnachverfolgung. Technisch geprüft werde zudem das Auslesen von Handydaten, wofür momentan ein Gesetzgebungsverfahren auf dem Weg ist, um die rechtlichen Rahmenbedingungen herzustellen. Gemeinsam mit großen Herstellern lotet das BAMF auch Möglichkeiten für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Asylverfahren aus.
Der hohe Druck habe vieles möglich gemacht, was sonst deutlich länger braucht, resümiert Richter und lobt die Digitalisierung des Asylverfahrens als „Blaupause“ für andere Digitalprojekte in der öffentlichen Verwaltung.
Das Interview ist erschienen in der aktuellen Ausgabe der Innovativen Verwaltung (6/2017).
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